Beitrag ist der KWZ vom 8.9.2008 entnommen..


Auftakt der Jazz-Reihe auf dem Marktplatz mit den
New Orleans Rhythm Kings Kornwestheim. Die New Orleans Rhythm Kings haben bei ihrem ersten Auftritt in Kornwestheim der Veranstaltungsreihe mit Jazzkonzerten auf dem Marktplatz einen fulminanten Auftakt beschert. Die Musiker haben sich in die Herzen des Publikums gespielt.

Von Sabine Baumert
Beinahe ist man angesichts des Publikums versucht zu sagen "The same procedure as every year". In den vergangenen Jahren haben sich nämlich bei den Jazzbegeisterten aus der ganzen Region regelrechte Rituale gebildet: Man verabredet sich mit gleichgesinnten Freunden. Früh da sein zahlt sich aus, denn vorn sind bekanntlich die besten Plätze, und wer aus dem Freundeskreis als Erster da ist, besetzt für die anderen gleich mit. Aber auch wer sich nicht fest verabredet hat, kann sicher sein, Bekannte zu treffen. Früh da zu sein, hatte am Samstagnachmittag auch den Vorteil, unter einem der Schirme sitzen zu können. Spätankömmlinge wurden mit nassen Sitzplätzen bestraft. Denn das Wetter wollte nicht mitspielen. Die großen Schirme dienten dazu, den Regen und nicht die Sonne vom zahlreich erschienenen Publikum fernzuhalten, das vorgesorgt hatte und statt in leichter Sommerbekleidung im Anorak den Klängen der Formation lauschte, die 1997 die Ehrenbürgerwürde von New Orleans erhalten hat. Die Musiker pflegen enge Kontakte zu dortigen Bands, etwa zu den Dukes of Dixieland, der Hausband auf dem größten Schaufelraddampfer, der noch auf dem Mississippi verkehrt. Die sechs Bandmitglieder sind bestens aufeinander eingespielt, überzeugen durch saubere Intonation und schöne Tongebung, profilieren sich aber auch jeder einzeln als Experten auf ihrem Instrument. Schon nach den ersten Titeln gab es Bravorufe aus dem Publikum. In der internationalen Besetzung sorgt der deutsche Trompeter Herbert Christ für die strahlende, tragfähige Klangspitze, sein Kollege Alexander Katz an der Posaune harmoniert im Duett bestens mit ihm, steuert aber auch raffinierte "wahwah"- Effekte und dunkler schattierte Töne bei. Der Tscheche Jerry Senfluk komplettiert die Bläsersektion als Klarinettist und besticht auch durch seine leisen Töne. Jürgen Kulus am Banjo, Wolfgang Mörike am Bass und Bernard Flegar am Schlagzeug sind ihren drei Bläserkollegen stets präsente Begleiter, die sich untereinander auch sehr gut verstehen. Alle in der Band sind so gute Solisten, dass sie sich in Titeln wie Louis Armstrongs "Once in a while" oder "Someday you"ll be sorry", "Panama" von Jerry Roll Morton oder Traditionals wie dem "1919 Rag" als Solisten in Features präsentieren können. Der Posaunist Alexander Katz, der auch noch in anderen Formationen spielt, erzählt von einem Weltstar, den er von einer ganz anderen musikalischen Seite kennengelernt hat als der allgemein bekannten. "Die berühmte Geigerin Anne-Sophie Mutter ist Jazzfan, und ich hatte bei verschiedenen privaten Anlässen Gelegenheit, mit ihr zusammen zu musizieren", verrät er.